Wenn Du wahrhaft sehen willst, dann mußt Du Dich für die Wahrheit öffnen. Denn sie muss Dich erreichen können in Deinem Gewahrsein, aus dem Du versucht hast, sie auszuschließen, wenn Du sie nicht klar dort erlebst. Wie kann es sein, daß Du auf der einen Seite nichts sehnlicher willst, als die Wahrheit zu sehen, und auf der anderen Seite erscheint Deine Sicht begrenzt?

Stell Dir die Wahrheit als das schönste und reinste vor, was es gibt. Sie ist so strahlend schön, dass ihr Glanz und sogar ihre Widerspiegelung pures Glück bedeutet. Die Wahrheit selbst sieht über alle Täuschung hinweg. Niemand kann ihr etwas vormachen oder etwas vor ihr im Verborgenen halten. Alle Schleier fallen in der Wahrheit.

Du mußt Dich für würdig halten, um der Wahrheit wirklich begegnen zu wollen. Denn hältst Du Dich für unwürdig, dann hast Du Angst vor ihr: vor Ablehnung, davor in Deiner Kleinheit und Deinem Elend gesehen zu werden, als schwach und unzulänglich erkannt zu werden. Wenn Du glaubst Du seist ein Körper, dann identifizierst Du Dich und andere mit körperlichen Unzulänglichkeiten, die Du verborgen halten möchtest. Ebenso geht es Dir mit den Ideen und Gedanken des urteilenden Geistes: Betrachtest Du sie als die Deinen, dann fühlst Du Dich schuldig. Schuld und Scham veranlassen Dich, der Wahrheit aus dem Weg zu gehen, sie auf sichere Distanz zu halten, damit Du nicht entlarvt wirst.

Doch was Dich in Kleinheit, Unzulänglichkeit und Schuld sieht, ist nur Dein Urteil über Dich. Die Wahrheit übersieht es nicht nur - für sie ist es überhaupt nicht existent. Weder begegnest Du ihr als Körper, noch mit dem urteilenden Geist. Sie erkennt Dich als das, was Du sein mußt: als ungetrennter Teil ihrer selbst.

Sei also auch nicht depremiert oder verzweifelt, wenn Du Dich in Deiner Not an die Wahrheit um Hilfe wendest und die erhoffte Antwort anders ist, als erwartet - oder sogar ganz auszubleiben scheint: Die Wahrheit kann keine Kleinheit oder Unzulänglichkeit in Dir sehen und daher auch nicht auf solche Urteile reagieren. Sie weiß um Deine Unverletzlichkeit. Du mußt also zuerst von Deinen Urteilen zurücktreten, um ihre Antwort hören zu können.

Du bist der Geist, in dem die ganze Welt als Traum erscheint. Betrachte irgendetwas oder irgendjemanden in der Welt als der Erlöung unwürdig, und Du betrachtest Dich oder einen Teil von Dir als unwürdig. Du mußt die Welt vollständig erlösen von allem Urteil, um sie und damit Dich jetzt für würdig zu befinden, der Wahrheit zu begegnen. Schau also auf alles und jeden vergebend - als jetzt vollkommen würdig, in den Himmel einzutreten. Übersieh alles andere als Irrtum, damit Du die Wahrheit in jedem und allem sehen kannst.

Glaube nicht, Du hättest Gott betrogen - wie ein Gast, der seinen Gastgeber bestiehlt und sich nun nicht mehr traut, ihm unter die Augen zu treten. Das, was Du von Gott hast, gehört Dir und gehörte Dir schon immer. Es ist seine Liebe und die damit einher gehende Freiheit, die Dir sagt: Alles was mein ist, ist auch Dein. Du bist und warst vollkommmen sündenlos.

Höre also nicht mehr auf die Stimme des urteilenden Geistes. Beachte sie nicht weiter, tritt von ihr zurück und lasse Dich führen von der Stimme der Wahrheit.